Das Modellprojekt Naturschutzberatung Brandenburg der FÖL stellte beim Feldtag am 8. Juni 2022 auf dem Betrieb der MURI GmbH-Rinderhaltung im Biosphärenreservat Spreewald das Kennartenprogramm vor. Die Förderung, für konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebe interessant, honoriert artenreiche Grünlandflächen und will dem Rückgang der Biodiversität auf Grünlandflächen entgegenwirken.
Vortrag der Veranstaltung am 8. Juni 2022
Rahmenbedingungen (Fördervoraussetzungen), Kartiermethode, Kennarten, Grünlandtypen, Maßnahmen zur Förderung von artenreichem Grünland | Gregor Kablitz ( Naturschutzberater/ Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF e.V.)
Artikel: Honorierung von artenreichem Grünland
Das Modellprojekt Naturschutzberatung Brandenburg der FÖL stellte beim Feldtag am 8. Juni 2022 auf dem Betrieb der Muri GmbH im Biosphärenreservat Spreewald das Kennartenprogramm vor. Die Förderung, für konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebe interessant, honoriert artenreiche Grünlandflächen und will dem Rückgang der Biodiversität auf Grünlandflächen entgegenwirken.
Blutweiderich, Brenndolde und Goldschopf-Hahnenfuß. Wer kennt diese seltenen Gewächse? Bedingt durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Grünlandflächen sind sie auf heimischen Äckern und Weidelandgebieten fast gänzlich verschwunden. Wer sie doch entdeckt, weiß, hier gibt es eine hohe Biodiversität, denn die drei Pflanzen sind Teil einer Kennartenliste zur Bestimmung von artenreichem Grünlandflächen.
Naturschutzberater Gregor Kablitz vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung erläuterte auf dem Feldtag Anfang Juni die Fördervoraussetzungen der Ökoregelung 5 der neuen EU-Agrarförderung. Für die in den Eco-Schemes der ersten Säule angesiedelte Honorierung von artenreichem Grünland müssen mindestens vier der über 60 regionalen Kennarten (Kennartenliste) nachgewiesen werden. Darunter sind seltene Rote- Liste-Arten wie Kuckuckslichtnelke oder Brenndolde. Der Schutz der Biodiversität wird 2023 und 2024 mit 240 Euro (2025: 225 Euro, 2026: 210 Euro) je Hektar honoriert.
Die endgültige Verfahrensweise und die Richtlinien zum Förderprogramm stehen laut Kablitz in Brandenburg noch nicht fest. Gesichert ist neben der Kennartenliste aber, dass Landwirte eine kostenlose Erstkartierung fraglicher Grünlandflächen in voller Höhe über die Beratungsförderung abrechnen können.
Für die Antragstellung bis zum 15. Mai 2023 müssen Landwirte mindestens vier der gelisteten Kennarten nachweisen. Deren Fundort muss in einer Karte mit skizziertem Transekt, einer durch einen Ackerschlag gezogene längst möglichen Diagonale, festgehalten werden. In jedem Transektabschnitt müssen auf 100 Meter Länge und zwei Meter Breite vier Kennarten zu finden sein. Allerdings ist, so bedauerte der Berater, die Kapazität an ausgebildeten Naturschutzberatern begrenzt und bis Landwirte mittels einer geeigneten App Pflanzen selbst bestimmen können, sind Experten auf dem Acker unverzichtbar. Weshalb Kablitz Landwirten empfiehlt, frühzeitig mit Fachberatern in Kontakt zu treten, da der Zeitraum zur Bestimmung der Kennarten klein ist, am besten vor dem ersten Schnitt im Mai/ Juni.
Dass intensive Grünlandbewirtschaftung einen signifikanten Rückgang der Biodiversität zur Folge hat, weiß Landwirt Jürgen Piesker von der Muri-Rinderhaltung GmbH aus eigener Erfahrung: „In den achtziger Jahren hatten wir 12.000 Jungrinder zu versorgen“, berichtete der gelernte Agrotechniker. „Da hieß es intensive Grünlandbewirtschaftung, Saatkraftbau, Phosphor, Kali, dreimal Stickstoff und alle vier Jahre Grünland umbrechen.“ Die intensive Nutzung führte zu starker landschaftlicher Veränderung und diese zu einem Umdenken Pieskers, der seit 1996 auf Ökolandbau, Natur- und Moorschutz setzt und als einer von fünf Demonstrationsbetrieben für Naturschutz in der Landwirtschaft in Brandenburg vielfältige Maßnahmen zum Arten- und Insektenschutz auf seinen Flächen umsetzt.
In Brandenburg sei man mit dem Kennartenprogramm zur Förderung der Biodiversität auf einem guten Weg, so Gregor Kablitz. Er begrüßte das Programm, weil es ergebnisorientiert und nicht nach festgelegten Auflagen honoriert. „Alle Naturschutzverbände und Berater werden sich sehr stark dafür einsetzen, dass dieses Programm aufrechterhalten bleibt“, so der Berater. Hier sei die Politik auf dem richtigen Weg, um alle Beteiligten mit ins Boot zu holen.
Autor: FÖL e.V. / Jan Lieske





